China - Freundschaften in einer Zeitenwenden Welt

Friedrich Appelberg über seinen Besuch in China im Februar 2023

Endlich wieder in China sein. Nach 3 Jahren war es das erste Mal. Wie sehr hat sich das Leben im Reich der Mitte geändert? Das war die dominierende Frage.

Vorab: Ich reise für mein Leben gerne. Es sind die Menschen, die ich überall in der Welt kennen lernen und erleben darf, die mir neue Denkanstöße geben. Freundschaften sind entstanden. Wer ähnlich häufig reist wie ich, wird wissen, was ich meine.

Mein Job erfordert nun mal reisen – das war zumindest meine feste Überzeugung – bis Corona uns etwas anderes lehrte. Seitdem mussten wir umdenken und ich gebe zu, es fiel mir nicht leicht, zuhause zu bleiben. Im Laufe der Zeit fand auch ich daran Gefallen und ja, auch gute Argumente, die mir und meinem Umfeld genügen mussten. Daheim bleiben sei ja auch schön.

Umso mehr freute es mich jetzt, wieder in den Flieger nach Shanghai steigen zu dürfen, um unser Büro vor Ort zu besuchen. Ich war ein wenig angespannt. Für mich als Vielreisender ein ungewohntes Gefühl. Was würde mich in China erwarten, was hat sich verändert? Wie würde man mich empfangen?

Das erste Wiedersehen entspannte vieles, alle waren nach wie vor an Bord und sehr glücklich, die Pandemie mehr oder weniger überwunden zu haben. Wir hatten uns natürlich remote gesehen und ich kannte den Stand. Aber die Gespräche vor Ort waren doch wichtig, um auch zwischen den Zeilen lesen zu können.

Die Auftragslage für BOMAFA China ist gut, der Grund nachvollziehbar: durch die schlechte wirtschaftliche Lage werden in 2023 und auch in den folgenden Jahren wieder vermehrt Kraftwerke gebaut. Davon profitiert BOMAFA China. Es wird deutlich, wie die Prioritäten in China verteilt sind, die wirtschaftliche Entwicklung geht klar vor Umweltschutz. 20 % Arbeitslosigkeit bei jungen Beschäftigten beschreibt die Lage am besten. Nach Einschätzung unseres Büroleiters befindet sich China in einer Rezession, auch wenn offiziell von 3% Wachstum in 2022 gesprochen wird.

Der Eindruck schwieriger Zeiten bestätigte sich mir abends in Shanghai. Einige bekannte Restaurants haben die Krise nicht überlebt. Die Angst infiziert zu werden, ist nach wie vor hoch. Die Menschen sind sehr vorsichtig, nur wenige trauen sich in die verbleibenden Restaurants. Überall tragen sie Gesundheitsmasken. Auch der internationale Tourismus liegt am Boden. Nur Geschäftsreisende dürfen einreisen.

Überall wünscht man sich die alte Zeit zurück. Als Zeitenwende könnte man es in China beschreiben. Der wachsenden Freiheitsentzug wird immer prekärer. Alles ist auf einmal anders! Die Menschen sind auch vorsichtig geworden, wenn es um ihre Meinung geht. Politisch sollte sich besser keiner öffentlich äußern. Die Devise in China ist klar: Jetzt gilt es zumindest den Wohlstand auszubauen oder mindestens zu erhalten.

Es war ein schöner und emotionaler Besuch. Wieder fühle ich mich angefüllt mit Eindrücken, die mich – zurück in Deutschland – festhalten. Weit über die reinen beruflichen Fakten hinaus sind es wieder die Menschen, die meine Gedanken binden. Hoffentlich bleibt uns unsere Freundschaft und Zusammenarbeit erhalten.

China ist ein unwahrscheinlich interessantes und inspirierendes Land. Ein Quell komplett anderen Denkens. Das BOMAFA Büro in Shanghai hat für uns einen hohen Stellenwert, nicht nur bei unserer Internationalisierungsstrategie. Dies ist mir auf vielfache Weise wieder deutlich geworden. Es ist gut, mal wieder gereist zu sein.